Fernverkehr in Zahlen:

Mehr als 80 % aller Waren werden in Deutschland auf der Straße transportiert. An einem gewöhnlichen Werktag sind ca. 770.000 schwere LKW auf den Landstraßen und Autobahnen unterwegs. Sie bewegen pro Jahr 3.300.000.000 Tonnen Fracht. Etwa 660.000 Fernfahrer – oder vielmehr „Berufskraftfahrer“, wie der Ausbildungsberuf korrekt bezeichnet wird – arbeiten in Deutschland. Aber: Was genau macht eigentlich ein „Fernfahrer“? Wie sieht sein Berufsalltag aus, welche Aufgaben hat er zu bewältigen? Es sind viele, wie wir sehen werden - der Beruf des Fernfahrers ist sehr vielseitig, oft spannend, immer verantwortungsvoll und manchmal auch sehr anstrengend.


Das Berufsbild „Fernfahrer“
Die Ausbildung zum Berufskraftfahrer dauert drei Jahre. Schulische Voraussetzungen gibt es nicht, die meisten Ausbildungsbetriebe fordern aber mindestens einen Hauptschulabschluss. In der Ausbildung werden Kenntnisse in Fahrzeugtechnik, Verkehrssicherheit, Gefahrguttransporte, Sichern der Ladung, und Routenplanung vermittelt. Auch das Überprüfen der Ladung auf Schäden, das Bedienen und Auswerten von Kontrollinstrumenten und viele rechtliche Vorschriften stehen auf dem Lehrplan. In seiner Arbeit geht der Fernfahrer mittlerweile mit einer Vielzahl technischer Geräte um. Als Beispiele seien hier das GPS, Navigationssysteme, digitale Fahrtenschreiber und Geräte zur Erfassung der Mautgebühren genannt. Für den Transport von Gefahrgütern gelten besondere Bestimmungen. Besondere Schulungen und Prüfungen müssen abgelegt und ein Gefahrgut-Führerschein muss erworben werden. Nicht unterschätzt werden sollte der Aspekt der Kommunikation und sozialen Kompetenz – wird doch der Fernfahrer in seinem Berufsalltag ein Repräsentant seiner Firma sein. Auch Fremdsprachenkenntnisse sind sehr von Vorteil, denn Fernfahrer sind in ganz Europa unterwegs. Berufskraftfahrer arbeiten für Speditionen und im Baustofftransport. Sie sind meist angestellt, einige gründen eigene kleine Unternehmen.


Der Alltag des Berufskraftfahrers

Lange Strecken auf europäischen Straßen sind Alltag für einen Fernfahrer. Den Großteil ihrer Arbeitszeit verbringt er hinter dem Steuer. Sein Fahrzeug ist aber gleichzeitig auch ein Zuhause auf Zeit. In der ca. vier Kubikmeter großen Kabinen hält er die streng geregelten Ruhezeiten ein, isst und schläft. Viele Fernfahrer fahren bevorzugt nachts, wenn der Verkehr auf den Autobahnen weniger und die Staugefahr am geringsten sind. Wegen des Sonntags-Fahrverbotes machen sich Berufskraftfahrer nach einer Tour ohnehin häufig am Sonntagabend nach 22 Uhr auf den Weg nach Hause. Dann haben sie eine lange Nachtfahrt vor sich. Fernfahrer arbeiten also quasi im Schichtdienst – mit allen körperlichen und psychischen Belastungen, die das mit sich bringt.
Neben der reinen Fahrt sind Berufskraftfahrer häufig am Laden und Entladen der Fracht beteiligt. Besondere Verantwortung tragen sie für das Sichern der Ladung. Sie kennen sich aus mit Fahrzeugtechnik und prüfen vor einer Tour ihren LKW auf Funktionstüchtigkeit und Sicherheit. Dank der modernen Technik kann die Spedition heutzutage ihre angestellten Fahrer praktisch lückenlos überwachen.


Lenk- und Ruhezeiten

Für die Arbeitszeit des Berufskraftfahrers gelten strenge Auflagen, die durch EU-Gesetz festgelegt sind. Fernfahrer müssen tägliche und wöchentliche Rastzeiten einhalten. Die Lenkzeit pro Tag darf nicht mehr als 9 Stunden betragen, jeweils nach 4,5 Stunden sind 45 Minuten Pause einzuhalten. Innerhalb von 24 Stunden – aber nicht zwingend innerhalb eines Kalendertages – müssen 11 zusammen hängende Stunden Pause gewährleistet werden, ausnahmsweise sind auch 9 Stunden erlaubt. Wöchentlich muss eine Ruhezeit von 45 oder 24 Stunden garantiert sein. Es ist jedoch keineswegs immer der Fall, dass ein Fernfahrer diese Zeit daheim bei seiner Familie verbringen kann. Auf den weiten Strecken quer durch Europa kommt es immer wieder zu unvorhergesehenen Ereignissen, die die Rückkehr verzögern und den Fahrer zwingen, Ruhezeiten auf Rastplätzen einzulegen. Ein digitaler Tachograf zeichnet die Fahr- und Ruhezeiten und auch die Fahrgeschwindigkeit permanent auf. Wird bei einer Kontrolle ein Verstoß gegen die Vorschriften festgestellt, so wird dieser umgehend sanktioniert. Wegen des immensen Termindrucks in der Transportbranche versuchen jedoch viele Speditionen, die Vorschriften zu umgehen oder ignorieren sie. Die Zahlung einer Strafe ist für sie oftmals günstiger als eine Verzögerung der Auftragsabwicklung. Der Druck der möglichst schnellen Lieferung wird so an den Fahrer weiter gegeben, der nötige Erholungspausen und Schlafzeiten nicht einhalten kann.
Ein besonders und immer größer werdendes Problem für Berufskraftfahrer stellt die Suche nach einem geeigneten Ruheplatz dar. Wegen des wachsenden Güterverkehrs wird es immer schwerer, an den Autobahnraststätten einen Platz zu finden, an dem der LKW abgestellt werden kann. Die Fahrer sind dann oftmals gezwungen, ihre Tour übermüdet fortzusetzen, was die Unfallgefahr drastisch erhöht.
Nicht zu vernachlässigen ist die Gefahr für die Fahrer, Opfer von Kriminellen zu werden. Fälle von sogenannten „Planenschlitzern“, die während der Ruhezeiten Ladung stehlen, haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Noch mit einem anderen Problem sind Fahrer konfrontiert, die sich länderübergreifend bewegen: Es kommt immer wieder vor, dass sich Flüchtlinge an den Grenzen in den LKW verstecken. Für diese Fälle werden die Fahrer besonders geschult, um im Ernstfall umsichtig und korrekt handeln zu können.

Wie wir gesehen haben, ist der Beruf des Fernfahrers sehr vielseitig und oft auch besonders belastend. Die Verdienstmöglichkeiten für angestellte Fernfahrer sind dagegen eher bescheiden. Dieser Beruf ist daher unter jungen Menschen nicht sehr beliebt und das Durchschnittsalter der Berufskraftfahrer ist hoch. Die Nachfrage nach gut ausgebildeten Berufskraftfahrern ist dementsprechend groß und wird mit der Zunahme des Güterverkehrs auf den Straßen weiter steigen.