Mit schwerem Gerät und ordentlich PS in fremden Ländern die weite Welt kennenlernen. Wer diesen Eindruck vom Berufsbild der Fahrer, die tagtäglich auf den Autobahnen und Landstraßen im In- und Ausland Tausende von Kilometer fahren, hat, besitzt eine sehr romantische Vorstellung vom Fahrerberuf. Die Begeisterung für große Maschinen und Autofahren reicht längst nicht aus, wenn man als Berufskraftfahrer einen guten Job machen möchte. Neben den entsprechenden Führerscheinen – je nach Fahrzeug C, CE, C1 und C1E sowie bei Bedarf ein Gefahrgutführerschein – müssen Lkw-Fahrer heute eine Vielzahl von Fähigkeiten und Kenntnissen besitzen, um ihre anstrengende Arbeit zuverlässig und sicher ausführen zu können. Welche körperlichen, kognitiven und psychischen Voraussetzungen nötig sind, zeigt ein näherer Blick auf den Fahreralltag.
Laden – Zupacken oft erwünscht
Wer meint, die Aufgaben der Lkw-Führer seien grundsätzlich nur auf das Fahren beschränkt, irrt häufig. Je nach Auftraggeber und dessen Vereinbarungen mit den entsprechenden Kunden ist es durchaus möglich, dass der Fahrer auch beim Be- und Entladen mit anpacken muss. Sehr häufig ist das beispielsweise bei Umzugsunternehmen oder generell bei kleineren Firmen der Fall. Die ohnehin von einem berufsmäßigen Fahrer geforderte gute körperliche Belastbarkeit macht sich auch hier bezahlt. Doch auch wenn er nicht direkt am Ladevorgang beteiligt ist, muss er unbedingt in der Nähe bleiben, da er für die ordnungsgemäße Ladung seines Fahrzeugs verantwortlich ist.
Sichern – vor und während der Fahrt
Der Fahrer ist – unter anderem durch die Straßenverkehrsordnung – verpflichtet, die von ihm zu transportierende Ladung optimal zu sichern. Das bedeutet, dass auch bei abrupten Bremsmanövern, beim Fahren durch enge Kurven oder beim spontanen Ausweichen nichts verrutschen, herunterfallen oder im Lkw herumrollen darf. Für die zuverlässige Sicherung der Ladung gibt es für den Fahrer eine Vielzahl effektiver Hilfsmittel – von Paletten über Zurrgurte und -seile bis hin zu Stauelementen wie Hölzern der Polstern. Bei längeren Fahrten muss sich der Lkw-Führer immer wieder von der ordnungsgemäßen Sicherung seiner Ladung überzeugen und gegebenenfalls nachbessern, indem er Gurte nachzieht oder ergänzende Sicherungsmaßnahmen einsetzt.
Fahren – ein anspruchsvoller Job
Die Fähigkeit, den Lkw umsichtig und sicher im In- und Ausland steuern, wenden und einparken zu können sowie eine umfassende Kenntnis der einschlägigen Vorschriften für den Straßenverkehr gehören zum wichtigsten Handwerkszeug eines Berufskraftfahrers. Zu den wichtigen Anforderungen gehört jedoch auch das Wissen, wie man den Kraftstoffverbrauch optimieren kann, und die Fähigkeit, diese Kenntnisse in die Praxis umzusetzen. Durch kraftstoffsparendes Fahren trägt der Fahrer nicht nur dazu bei, für sein Unternehmen die Spritkosten zu senken, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Schonung von Ressourcen und damit der Umwelt.
Technik muss sein
Gute technische Kenntnisse sind im Alltag eines jeden Lkw Fahrers eine unverzichtbare Voraussetzung. Zum einen, was anfallende Reparaturen oder einen spontan notwendigen Reifenwechsel angeht: Nicht immer – vor allem im Ausland – ist eine geeignete Werkstatt in der Nähe. Zudem spart es dem Fahrer beziehungsweise dem Unternehmen eine Menge Geld und auch Zeit, wenn zumindest kleinere Reparaturen vor Ort erledigt werden können. Auch mit der Technik im Fahrzeug muss der Fahrer bestens vertraut sein – egal, ob es um den Fahrtenschreiber, das Mautgerät, den Funk oder das besonders bei Auslandseinsätzen wichtige Navigationsgerät geht.
Umfassende Kenntnisse wichtig
Was oft unterschätzt wird: Zum Berufsbild eines professionellen Fahrers gehört einiges mehr als das rein fahrtechnische Know-how. Die Fahrer können die täglichen Anforderungen in ihrem vielseitigen Beruf nur dann erfolgreich bewältigen, wenn sie auf den verschiedensten Gebieten über umfassende Kenntnisse – und am besten auch über umfangreiche Erfahrungen – verfügen. Neben technischem Wissen sind es vor allem die einschlägigen Güterverkehrsvorschriften, die der Fahrer kennen muss. Wer häufig ins Ausland fährt, muss über die Verkehrsregelungen in den jeweiligen Ländern sowie über die Grenz- und Zollformalitäten Bescheid wissen. Fremdsprachenkenntnisse, zumindest Englisch, sind bei Auslandsfahrten immer ein Plus.
Kontrollen – wichtig für die Sicherheit
Lkw Fahrer müssen sowohl im Inland als auch im Ausland mit häufigen Kontrollen rechnen und sollten, um rasch weiterfahren zu können, darauf gut vorbereitet sein und sich auch bei Zeitdruck stets kooperativ zeigen. Die verschiedenen Kontrollen des Bundesamts für Güterverkehr, der Autobahnpolizei sowie von Zollbehörden erstrecken sich dabei auf die Sicherheit des Lkws sowie der darin beförderten Ladung. Mithilfe von Tachoüberprüfungen kontrollieren die zuständigen Kräfte zudem auch, ob der Fahrer die vorgeschriebenen Lenkzeiten einhält und die nötigen Pausen macht. Als wichtige Säule in der Unfallverhütung dient dies der Sicherheit des Fahrers sowie der übrigen Verkehrsteilnehmer.
Körperliche und psychische Signale beachten
Über Stunden höchste Konzentration behalten, aufmerksam den Verkehr beobachten und nicht selten zu einer blitzschnellen Reaktion gezwungen sein. Viele unterschätzen die körperlichen und auch psychischen Herausforderungen, mit denen Berufskraftfahrer in ihrem Alltag konfrontiert werden. Umso wichtiger ist es, neben den gesetzlich festgelegten Lenk- und Pausenzeiten auch individuelle Signale wie Müdigkeit, Konzentrationsabfall und eine sinkende Widerstandsfähigkeit gegen Stress, aber natürlich auch Hunger und Durst zu erkennen und sich – auch oder gerade bei Zeitdruck – entsprechende Erholungsphasen zu gönnen. Um diese fordernde berufliche Tätigkeit auch langfristig sicher und gesund ausführen zu können, sollte ein Fahrer von Lkws auch ein hohes Bewusstsein für eine gesunde Ernährung, genügend Schlaf und die Vermeidung von regelmäßigem Alkoholkonsum besitzen.
Sicherheit – das A und O
Ein absolut hohes Bewusstsein rund um die eigene Sicherheit und die der übrigen Verkehrsteilnehmer ist die wichtigste Anforderung an einen Fahrer und geht sogar noch über die termingerechte Beförderung der Güter hinaus. Natürlich steht in diesem Zusammenhang das sichere und vorausschauende Steuern des Lkws im Straßenverkehr an erster Stelle. Fahrer von Gefahrguttransporten müssen sich zudem akkurat an die bestehenden Sondervorschriften halten, zum Beispiel bei einsetzendem Schneetreiben den nächsten Parkplatz suchen. Auch im Hinblick auf kriminelle Tatbestände sollte ein Lkw-Führer, vor allem wenn er grenzüberschreitend unterwegs ist, wachsam sein: Nicht selten nutzen illegale Einwanderer oder Schmuggler einen Lkw-Transport für ihre Zwecke.
Richtig reagieren in Notfällen
Notfälle richtig einschätzen und angemessen zu reagieren. Diese Fähigkeit, die jeder, der sich im Straßenverkehr bewegt, besitzen sollte, gilt ganz besonders für Lkw Fahrer. Zum einen ist es wichtig es, das Fahrzeug bei eventuellen Pannen rasch und bestmöglich abseits des Verkehrs abzustellen und das liegengebliebene Fahrzeug nach den bestehenden Vorschriften deutlich sichtbar zu kennzeichnen. Doch auch für die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer ist ein Fahrer – wie jeder andere Verkehrsteilnehmer auch – verantwortlich. Sowohl bei Unfällen, Pannen oder anderen Notsituationen muss er seiner gesetzlichen Pflicht zur Hilfeleistung nachkommen und aus diesem Grund auch über die notwendigen Kenntnisse auf dem Gebiet der Ersten Hilfe verfügen.
Soziale Fähigkeiten
Der Beruf des Fahrers von Lkws bringt den Kontakt mit einer Vielzahl von Personen mit sich: Kunden, Beifahrer, Raststättenpersonal, andere Verkehrsteilnehmer, Kontrolleure und Grenzbeamte sind nur einige von ihnen. Auch in stressigen Zeiten und unangenehmen Situationen muss ein Fahrer in der Lage sein, freundlich zu bleiben und ruhig zu reagieren – nicht zuletzt deshalb, weil er das Unternehmen, für das er fährt, bestmöglich repräsentieren sollte. Wichtig sind auch eine gewisse Gelassenheit und der familiäre Rückhalt, wenn – zum Beispiel wegen unvorhergesehener Staus oder Streiks – ein geplanter Aufenthalt am Wochenende bei der Familie nicht möglich sein sollte. Wer die eigene Sicherheit und die Sicherheit anderer mit riskanter Fahrweise aufs Spiel setzt, um rechtzeitig nach Hause zu kommen, ist für den Fahrerberuf nicht geeignet.